Hochschule Karlsruhe Hochschule Karlsruhe - University of Applied Sciences
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Christoph Hupfer
Opernplatz in Lviv

Hochschule Karlsruhe / BWIM startet Kooperation mit der Nationalen Polytechnischen Hochschule Lviv (Ukraine)

Austausch für Studierende in gemeinsamem Masterprogramm – gemeinsame Forschungsprojekte mit langfristiger Perspektive für den nachhaltigen Wiederaufbau der Ukraine

Das Baden-Württemberg Institut für Nachhaltige Mobilität und der Lehrstuhl für Verkehrstechnologien der Nationalen Polytechnischen Hochschule Lviv (NULP) haben im Juni im Rahmen einer Delegationsreise konkrete Maßnahmen für ihre im April geschlossene Kooperation festgelegt. Neben gemeinsamen Forschungsaktivitäten zur Entwicklung innovativer Technologien für die nachhaltige Mobilität in Ballungsräumen ist ein Studierendenaustausch vorgesehen. Dies wurde von Prof. Dr. Christoph Hupfer und Prof. Dr. Natalya Shramenko, beide Hochschule Karlsruhe (HKA) / Baden-Württemberg Institut für Nachhaltige Mobilität (BWIM) mit den Vertretern der Hochschule Lviv Prof. Dr. Natalia Chukhrai (Vizerektorin für wissenschaftliche und pädagogische Aktivitäten und internationale Beziehungen), Prof. Oleksii Lanets (Direktor des Instituts für technischen Maschinenbau und Verkehr) und Prof. Yuriy Royko (Leiter des Lehrstuhls für Verkehrstechnologien) vereinbart. 
Die NULP ist eine der ältesten und mit über 34.000 Studierenden wichtigsten Universitäten des Landes. Durch die Lagen in der Westukraine findet das universitäre Leben so normal wie nur möglich statt. Lviv liegt nicht im Zentrum des Kriegsgeschehens, Bombenangriffe, wie Anfang Juli 2023, finden aber durchaus statt. Die Folgen des Krieges sind für die  ukrainisch-deutsche Kooperation dabei von großer Relevanz, ist doch eines der längerfristigen Ziele, zum Wiederaufbau des Landes beizutragen. 

Bestandteil der rund einwöchigen Delegationsreise war ein Vortragsprogramm, in dem neben der Vorstellung der ukrainischen Forschungs- und Lehrbereiche mehrere Vorlesungen von Prof. Dr. Hupfer zu Aspekten der nachhaltigen Mobilität stattfanden. Des Weiteren stand der intensive Austausch zu gemeinsamen Fragestellungen über die Ausrichtung der weiteren Zusammenarbeit bei der Umsetzung innovativer Projekte unter den Bedingungen der rasanten Entwicklung der Informationstechnologien in nachhaltigen Verkehrssystemen auf dem Programm.  

Die Kooperationspartner beider Universitäten verbindet neben dem Thema der nachhaltigen Mobilität vieles: Der Lehrstuhl für Verkehrstechnologien der NULP arbeitet ebenso wie das BWIM mit einem interdisziplinären und transferorientierten Ansatz.
Schon ab dem Wintersemester 2023/24 wird ein Austausch für Studierende von HKA und NULP umgesetzt und ein gemeinsamer Masterstudiengang im Fachgebiet „Mobilitätsmanagement“ mit interdisziplinärem Ansatz sowie Lehrveranstaltungen zu Güterverkehr und Transportmanagement geplant. Für die teilnehmenden Studierenden aus der Ukraine wurden die bürokratischen Hürden auf deutscher Seite wesentlich vereinfacht und die Studiengebühren erlassen. Studienbegleitend können sie ihre Kenntnisse beim internationalen Softwareunternehmen PTV Group und bei Unix/Siemens in die Praxis umsetzen. 

Die Stadt Lviv ist im Rahmen europäischer Förderprogramme auf einem ehrgeizigen Weg zur Klimaneutralität und setzt seit einigen Jahren nachhaltige und partizipative Ziele in der städtischen Mobilität um (noch mehr Infos). Der praktische Transfer von Forschungsprojekten und die Einbindung außeruniversitärer Akteure aus der Verwaltung, Wirtschaft und des städtische Verkehrsunternehmens Lvivavtodor sind bereits ein gelebter Prozess. Durch die Erneuerung von Verkehrswegen unter Aspekten der partizipativen und nachhaltigen Mobilität entstand an viele Plätzen in der Stadt eine moderne, urbane Lebensqualität.

Über praktische Fragen des lokalen Verkehrsmanagements und die digitale Überwachung des öffentlichen Verkehrs informierten sich die Vertreter*innen des BWIM beim Verkehrsunternehmen Lvivavtodor. Bei einem Treffen mit der Leitung der Abteilung für städtische Mobilität und Straßeninfrastruktur des Stadtrats von Lviv standen aktuelle Herausforderungen bei der Entwicklung angewandter Ansätze zur Mobilität der Stadtbewohner*innen und der Austausch zu laufenden Verkehrsprojekten in deutschen und ukrainischen Städten im Fokus.
Die ukrainischen Kolleg*innen verfügen hier über großes Forschungspotential und umfangreiche praktische Erfahrung im Verkehrsmanagement – auch bei der Zusammenarbeit mit Stadtverwaltungen, mit denen sie, wie in Lviv, neue Ideen zur nachhaltigen Stadt- und Verkehrsinfrastruktur entwickeln. Technologie und Innovation entwickeln sich dynamisch. Während des Besuchs bestätigte sich, dass die Ukraine offen für Innovationen und erfahren im Einsatz neuer Technologien ist. Dies zeigt sich vom Niveau der gestalterischen Lösungen bis hin zur konkreten Umsetzung bei der Entwicklung städtischer Infrastruktur auf der Grundlage nachhaltiger Mobilität. 

Für beide Kooperationspartner stehen nun gemeinsame Forschungsprojekte in der Pipeline: Für die Umsetzung in den Jahren 2024-25 wird ein gemeinsamer Antrag für ukrainisch-deutsche Projekte eingereicht, wie ein aktuell gestartetes Projekt zur intelligenten adaptiven fußgängerzentrierten Ampelsteuerung. Die Ergebnisse werden sowohl für Hersteller spezialisierter Software als auch für Unternehmen interessant, die Straßentelematik und intelligente Verkehrsmanagementsysteme herstellen, und kann Input für innovative Produkte liefern. Solche Forschungsprojekte sind ein erster Schritt für gemeinsame Aktivitäten zur Förderung von Ideen und Strategien zur Entwicklung einer nachhaltigen Mobilität mit einer langfristigen Perspektive für den Wiederaufbaus der Ukraine nach dem Krieg. 

Die interdisziplinäre und transferorientierte Forschungskooperation ist auf das langfristige Ziel ausgerichtet, unter Einbezug europäischer Wirtschaftsunternehmen am ukrainischen Wiederaufbau beteiligt zu sein. Die gemeinsame Forschung beschäftigt sich maßgeblich damit, die Erneuerung der Transport- und Verkehrswege unter den Aspekten der Nachhaltigkeit und Funktionalität umzusetzen und durch außeruniversitäre Kooperationen einen Rahmen für die Realisierung zu schaffen. Der zukünftige Aufbau des Landes könnte so weltweit Modelle für nachhaltige Mobilitätsgestaltung liefern und bietet jungen Wissenschaftler*innen eine einzigartige Chance, an einem Prozess dieser globalen Bedeutung beteiligt zu sein.